page title:    Willi Dysli
navigation path:    home - people - Willi Dysli
page created 07.04.2002 - 23:13, last modified 27.09.2002 - 12:15 by

contact information
this article can be found at www.flight-info.ch.
e-mails can be sent to information@flight-info.ch.


Willi Dysli     part of the flight-info.ch - vip-lounge

   -   Fluglehrer mit Passion für die Menschen
   -   Mit Feuereifer Richtung Fluglehrer
   -   Als wär’s der eigene Betrieb
   -   Nur solange es Spass macht
   -   Willi Dysli persönlich
   Fluglehrer mit Passion für die Menschen
   Willi Dysli ist Cheffluglehrer der Flugschule Grenchen – unter anderem. Hohe Qualität in der Privatfliegerei ist für ihn das Ziel, das es zu erreichen gilt.  
  
Willi Dysli
Willi Dysli

Er habe noch nicht richtig laufen können, da sei er schon jeden Sonntag auf dem Flugplatz Grenchen gewesen, «um den Flugzeugen zuzuschauen». Auf dem Kindersitz auf Vaters Fahrrad thronte der kleine Junge jeweils, wenn Familie Dysli auf ihren Sonntagsausflug ging. Vater Dysli war es, der die Leidenschaft für die Fliegerei an seinen Sohn weitergab. Dementsprechend früh ging klein Willi Dyslis Lufttaufe vonstatten: Vier Jahre alt war er, als Vater Dysli ihn auf einen Rundflug ab Grenchen mitgenommen hatte. An den Flug selbst kann er sich nicht erinnern; mündlich überliefert ist einzig, dass Willi Dysli nach der Landung nicht mit seinem Vater zum Flugplatzausgang ging. Er habe den Piloten an der Hand genommen, Richtung Flugzeug zurückgezogen und gesagt, er wolle nochmals gehen.

 

Willi Dysli mit Flugschüler
Willi Dysli, hier an einem FVS-Kurs: «Es gibt kein Schema für die Behandlung von Flugschülern»

Das Interesse blieb, ebenso die Besuche auf dem Flugplatz – und das Fahrrad. Die Kilometer, die er während seiner Jugendzeit zwischen Derendingen und Grenchen Flugplatz abspulte, ergäben manche Tour de Suisse. Der Traum vom Fliegen blieb auch während der Mechaniker-Lehre in finanziell unerreichbarer Ferne. Also meldete sich der hoffnungsvolle Junge zur Fliegerischen Vorschulung an – und segelte bei der ersten Prüfung durch. «Ich wollte Militärpilot werden, also dachte ich mir, ich lerne alles, was mit Militär zu tun hat. Ich wusste alles: Wieviele Vampire und Venoms die Schweizer Luftwaffe besass, mit was für Raketen die bestückt werden konnten und wieviele davon eingekauft worden waren.

  

Ich kannte sämtliche militärischen Dienstgrade.» Nur leider interessierte das niemanden: Allgemeinwissen war gefragt, und dafür hatte Willi Dysli während seinen Prüfungsvorbereitungen keine Zeit.

Die Fliegerei war vorerst abgehakt. Dysli besuchte Abendschulen, um sich in Betriebswirtschaft weiterzubilden und den Weg Richtung Lehrlingsausbildner einzuschlagen. Mit der Weiterbildung im Beruf ging mehr Lohn einher. So viel mehr, dass das Fliegen näher rückte. Eines Tages radelte Willi Dysli deshalb nach Grenchen und wurde bei der damaligen Leiterin der Flugschule, Margrit Sallaz, vorstellig. «Ich habe 3000 Franken und möchte motorfliegen lernen», habe er der Dame gesagt. Die musste ihm nun erklären, dass das wohl nicht ganz reiche, und überredete ihn zu einem Schnupper-Segelflug. Eher wider Willen trat Dysli am 8. Mai 1970 zu diesem Schnupperflug an – mit Segelfliegen hatte er eigentlich nichts am Hut. Dachte er. Bis der Fluglehrer ihm während diesem Schnupperflug die Jurahänge von oben und doch von ganz nah zeigte. Wie die Rhönlerche sich den Hängen entlangschmiegte und der Fluglehrer die Thermik nutzte, zog den jungen Passagier vollkommen in den Bann: «Als ich ausstieg, wusste ich, dass es das war, was ich wollte.»

 

 

   Mit Feuereifer Richtung Fluglehrer
  

Voller Eifer meldete er sich gleich für Segelflugkurse an und hatte ende des Jahres bereits 50 Flugstunden aufgeschrieben. Gleichzeitig wechselte er die Arbeitsstelle und amtete nun als Lehrlingsinstruktor. Der Job gefiel ihm, er genoss die gute Atmosphäre am Arbeitsplatz. Die Wochenenden verbrachte er auf dem Flugplatz.

 

  
Willi Dysli in einer kritischen Situation
Die einzige kritische Situation, die Willi Dysli als Fluglehrer erlebte: Aussenlandung mit einem Flugschüler nach einem «klassischen Kolbenfresser»

Bis 1971 Otto Sallaz, Fluglehrer, Kunstflugpilot und Leiter der Flugschule, meinte, er, Willi Dysli, solle doch Fluglehrer werden. Sallaz förderte ihn und bereitete ihn auf die Fluglehrerprüfung vor, die bereits ein Jahr später stattfinden sollte. Sie fand auch statt, aber ohne Willi Dysli. Der lag krank im Bett: «Ich wollte das so sehr, dass mir vor lauter Nervosität und Erwartungen an mich hundeelend war.»

 

Das war 1972. Im selben Jahr stürzte Dyslis grosses Vorbild Otto Sallaz mit einem Bücker ab. Ein grosser Verlust nicht nur für Dysli. Und doch schöpfte er aus diesem Unfall die Kraft, jetzt erst recht die Ausbildung zum Segelfluglehrer abzuschliessen.

 

  

1973 bestand Dysli die Prüfung und fand in Grenchen nebenamtlich eine Anstellung als Fluglehrer. Zu den Wochenenden auf dem Flugplatz kamen die Abende hinzu. Er machte weit über 200 Flugstunden. Wann immer im Schulbetrieb ein zusätzlicher Lehrer gebraucht wurde, half Dysli aus. Auch 1974, als ein Fluglehrer krank war und nun akuter Lehrermangel für einen FVS-Kurs herrschte. Für 14 Tage stellte Willi Dysli ein Zelt auf dem Flugplatz auf – damit er nicht jeden Tag von Derendingen nach Grenchen und retour rad fahren musste. An der Arbeitsstelle hatte er Ferien eingegeben. Aus den zwei Wochen wurden vier; der kranke Fluglehrer war noch nicht einsatzfähig. In Dyslis Anstellungsbetrieb waren Betriebsferien. Also blieb er nochmals 14 Tage.

 

Er sollte bei seinem bisherigen Arbeitgeber nie mehr auftauchen: Als Margrit Sallaz ihn anfragte, ob er als vollamtlicher Segelfluglehrer bleiben könne, hatte sie mit der Geschäftsleitung seines Arbeitgebers schon alles geregelt. Dysli musste nur noch zusagen. Tat er auch und kaufte sich einen Occasionswohnwagen, den er statt des Zeltes auf dem Flugplatzgelände postierte. Wohnwagen hin oder her bestand Dysli im selben Jahr – wir schreiben noch immer 1974 – die Autoprüfung. Und avancierte Ende des Jahres zum Cheffluglehrer Segelflug. Dysli wäre nicht Dysli, wenn er nicht schon damals mehr als nur Fluglehrer gewesen wäre. Den Bereich der Theorie hatte er vorher bereits weiter ausgebaut, und nun packte er den Segelflugunterhalt an. Die Winterpausen der festangestellten Fluglehrer sollten ein Ende haben: Statt in der Wintersaison in der Cafeteria die Zeit zu vertun erledigten die Fluglehrer fortan im Segelflugunterhalt kleinere Unterhaltsarbeiten.

 

  
Willi Dysli in Aktion
…und er ist auch heute noch mit ganzem Herzen dabei

Auch Willi Dysli blieb nicht untätig und lernte Motorfliegen. Er absolvierte den Motorfluglehrer und die B-Theorie und übernahm 1980 den Motorflugbereich in Grenchen, als der bisherige Cheffluglehrer Motorflug die Flugschule verliess. Zu dieser Zeit hatte er längst sein Zigeunertum aufgegeben und Wohnwagen gegen Wohnung getauscht. Dazu hatte ihn offenbar erst der Fakt, dass seine Frau das erste Kind erwartete, gebracht. Zuvor hauste das Paar tatsächlich gemeinsam in Dyslis Wohnwagen.

 

 

   Als wär’s der eigene Betrieb
  

Willi Dysli ist angestellt. Als stellvertretender Geschäftsleiter der Flugschule Grenchen, Leiter des Flugbetriebs und als Fluglehrer. Geschäftsleiterin ist seine Frau, Susanne Dysli. Die beiden leiten den Betrieb mit soviel Enthusiasmus und Einsatz, als ob es der Ihre wäre. «Wenn Sie so ein Ding so leiten wollen, dass etwas läuft, müssen Sie das so machen, als ob es Ihr eigener Betrieb wäre», ist er überzeugt. Sein erklärtes Ziel ist, sowohl in technischen wie in betrieblichen Belangen möglichst auf dem neusten Stand sein. Die Flugzeugflotte der Flugschule Grenchen beispielsweise hat ein sehr tiefes Durchschnittsalter: Immer wieder wird investiert in neue Flugzeuge. Flugschüler sollen die Möglichkeit haben, auf modernsten Flugzeugen zu lernen.

«Die Flugschüler investieren so viel Geld, dass sie in jeder Stunde etwas lernen sollen», ist das Credo des Fluglehrers Dysli. Er brauchte keine Motivationsschulung und kein Verhaltenstraining, um zu wissen, dass dies nur mit optimaler Einstellung auf den jeweiligen Schüler möglich ist. Ein schlechtes Beispiel aus eigener Erfahrung reichte: Er hatte das Pech, in seiner eigenen Flugausbildung an einen Fluglehrer der steinzeitlichen Art zu geraten. Dessen Gebrüll im Cockpit blieb ihm unvergesslich. «Ich versuche immer, auf meine Schüler nicht autoritär zu wirken», sagt er nach einigem Nachdenken. Aber er verlange Disziplin und eine gute Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler, eben im Hinblick auf möglichst grossen Profit jeder Flugstunde. Jede Schülerin und jeder Schüler reagiere anders, und darauf habe er sich als Fluglehrer einzustellen: «In dem Moment, wo ich mit einem Schüler ins Cockpit steige, baue ich mit diesem Menschen eine Beziehung auf. Keine dieser Beziehungen ist wie die andere.»

Dieser unmittelbare Kontakt zu den Menschen ist Lebenselixier für Willi Dysli. «Ich könnte nicht den ganzen Tag an einer Drehbank sitzen, ohne einen Menschen zu sehen», ist er überzeugt. Von seinen Schülern habe er viel gelernt. Drei welsche Flugschüler hätten ihm im Cockpit so gut französisch beigebracht, dass er heute problemlos parlieren könne. Anderen habe er sein Wissen an Geologie, Geografie, Aerodynamik und anderem zu verdanken: «Man muss nur zuhören können, dann lernt man enorm viel.»

 

 

   Nur solange es Spass macht
  

Der Beruf als Berufung – solange es ihm Spass mache, werde er weitermachen. «Wenn ich eines Tages in das Flugzeug steigen muss anstatt zu dürfen, dann höre ich auf», hat er sich vorgenommen. Und: «Wenn ich Neues nicht mehr anpacken will und auf Erreichtem sitzenbleibe, muss ich mit dem Ganzen aufhören.»

Vorläufig ist er davon weit entfernt und hat viele Visionen und Träume: «Die Flugschule so zu organisieren, dass sie auch nach mir und meiner Frau im Sinne von Otto Sallaz weitergeführt wird.»

Und einmal in einer Mirage mitfliegen zu können. Auf die Erfüllung dieses Traumes hofft Willi Dysli seit langem.

 
last modified 27.09.2002 - 12:15 by ,
article created 07.04.2002 - 23:53


   Willi Dysli persönlich
   Laufbahn  
  

Der am 8. Mai 1949 geborene Willi Dysli wächst gemeinsam mit einer vier Jahre jüngeren Schwester in Derendingen auf. Der Vater ist ein grosser Fliegerfan, kann sich mit seinem Arbeiterlohn jedoch keine Flugausbildung leisten. So sind die Sonntagsausflüge der Familie Dysli gebucht: Wandern oder «Flugzeuge schauen» auf dem Flugplatz Grenchen. Willi Dysli will fliegen, ehe er richtig laufen kann. Doch auch er muss diesen Traum noch etwas verschieben. Er macht eine Lehre als Mechaniker und bildet sich zum Lehrlingsinstruktor weiter: Andern etwas beizubringen macht ihm schon immer Spass. Mit dem Ziel, Militärpilot zu werden, meldet er sich zur FVS an, fällt aber bei der ersten Prüfung durch, weil er genau das gelernt hat, was die Experten nicht wissen wollen. An seinem 21. Geburtstag absolviert er in Grenchen einen Segel-Schnupperflug. Er belegt gleich mehrere Segelflug-Kurse und absolviert in diesem halben Jahr 50 Flugstunden. Sein grosses Vorbild Otto Sallaz fördert ihn und bringt ihn dazu, Segelfluglehrer zu werden. 1973 absolviert er die Fluglehrerprüfung und ist nebenamtlicher Segelfluglehrer in Grenchen. 1974 springt er für einen kranken Fluglehrer ein und bleibt fortan vollamtlich in Grenchen. 1978 macht er die B-Theorie und die Fluglehrerprüfung Motorflug. 1980 übernimmt er in Grenchen den Motorflug als Cheffluglehrer. Heute ist er in Grenchen Fluglehrer, stellvertretender Geschäftsführer (seine Frau ist Geschäftsführerin) und Chef Flugbetrieb. Zudem ist er Mitglied der Arbeitsgruppe FVS und Präsident des Motorflugverbandes des AeCS.

 

 

   Familie  
  

1976 heiratet Willi Dysli Susanne Sallaz, die Tochter von Otto und Margrit Sallaz. Die beiden haben eine Tochter und zwei Söhne.

 

 

   Freizeit  
  

Nebst der Fliegerei ist die grosse Freude an der Natur seit der Kindheit geblieben. Hinzugekommen ist mit der Zeit der Spass am Computer und am Kreieren von Werbeunterlagen. Willi Dysli gestaltet die Unterlagen der Segel- und Motorfluggruppe Grenchen selbst am Computer.

 
last modified 27.09.2002 - 12:15 by ,
article created 07.04.2002 - 23:57





about the source of this page
swissaviation.ch
the following article was first published on swissaviation.ch. the article has been written 8th of march 1999 by susanne wild.

more information beyond flight-info.ch
 -  swissaviation.ch
 -  Flugschule Grenchen



copyright 2002 www.flight-info.ch, philipp sprecher, all rights reserved.